Dass Deanston neben Springbank eine meiner Lieblingsdestillerien ist, kann man unschwer übersehen – über Deanston hab ich hier schon viel geschrieben. Vor allem, um diese noch immer kaum bekannte Destillerie dem breiteren Whisky-Publikum nahezubringen.
Daher möchte ich hier nicht zum x-ten Male wiederholen, für wie unterschätzt ich diese sehr ökologisch und mit viel Handwerk betriebene Brennerei halte. Das kann man bei Interesse gern in meinen anderen Rezensionen zu Deanston-Whiskys nachlesen.
Mit diesem Whisky bringt Deanston nach dem Oloroso von 2015 einen weiteren 20 Jahre alten Whisky auf den Markt – wenngleich auch nicht so frei erhältlich. Zur Zeit ist er ausschließlich in der Destillerie vor Ort zu erwerben, aber es mehren sich Gerüchte, dass er in absehbarer Zeit auch bei zumindest einem deutschen Onlinehändler erhältlich sein soll. Ob der dann ähnliche völlig übertriebene Preise verlangt, wie bei Erscheinen des 20er Oloroso, bleibt abzuwarten – aber wohl auch zu befürchten…
Zu den Daten: 16 Jahre lang lagerte der Whisky in ehemaligen Bourbon-Fässern und wurde anschließen für weitere 4 Jahre in Portweinfässern gelagert. Abgefüllt wurde er mit 54,2% und ist, wie immer bei Deanston, nicht gefärbt und nicht kühlfiltriert.
Nase
Ein tiefes Braun mit einem deutlichen Rotstich leuchtet einem aus dem Glas entgegen und der Whisky zieht träge dünne Beinchen an der Glaswand.
Intensive dunkle Früchte, in Honig eingelegte Trockenpflaumen, zerdrückte Beeren, Kirschen und reife Feigen, altes knarziges rissiges Leder, feuchter Pfeifentabak, ein Bündel getrocknete Kräuter mit Thymian und Rosmarin, Marzipan, dunkler karamellisierter Demerara-Zucker.
Handwärme intensiviert alles noch mal und es kommt noch eine kräftige salzige Note dazu. Das Ganze ist ganz wunderbar arrangiert auf einem dicken weichen Teppich aus würziger leicht muffiger Eiche
Geschmack
Im Mund dann eine wahre Aromenexplosion, da wirbeln kräftige herbe Eichennoten, eine schwindelig machende Honigsüße, ein würziges Früchtekompott aus Pflaumenmus und roter Grütze, dunkles Salzkaramell, jede Menge Gewürze wie Zimt und Nelken und herbes Muskat wild durcheinander und doch kann man sie alle ganz wunderbar herausschmecken Wo der 20jährige Oloroso noch mit einem komplexen Old-Style-Understatement faszinieren konnte, langt dieser Portwood voll zu.
Abgang
Im unendlich scheinenden Abgang bleiben knackig karamellisierte Crème brûlée mit Pflaumenmus und eine herbe Eiche und man kaut wirklich ewig lange nach.
Kommentar
Was für ein Erlebnis! Alle Aromen sind sehr ausgereift, bedächtig und intensiv, da beißt keine Jugend. Ich hab über eine Stunde an ihm gerochen und fand immer neue Nuancen und Feinheiten, wie in einem alten filigran gewebten Seidenteppich, in dem das Muster immer neue Details preisgibt und das große Ganze immer stimmiger und schöner wird.
Deanston haut einen Kracher nach dem anderen auf den Markt! Zwar in langen Abständen und mit vergleichsweise wenigen Abfüllungen, aber was dann da kommt, kann ohne jeden Zweifel mit jeder notorisch gehypten Abfüllung mithalten und übertrifft die meisten mit Bravour. Da waren Ende 2015 der 20jährige aus Oloroso-Fässern, zwischendrin ein 15jähriger Organic und Ende 2016 dann ein überaus grandioser 10jähriger aus einem PX-Fass. Und alles ohne jeden Werbe-Firlefanz.
Leider ist dieser großartige Portwood-Whisky bislang nur vor Ort in der Destillerie erhältlich, aber jedem, der die Möglichkeit hat, an eine solche Flasche zu kommen, kann ich nur dringend raten: KAUFEN!!