Ich gewinne wirklich selten etwas, aber bei einer kleinen Verlosung von Irish-Whiskey.de, die mehrere 10cl-Samples dieses neuen Single Grain von Clonakilty an Blogger ausgelost haben, bekam ich eines zugeteilt.
Diese Aktion dient natürlich in erster Linie dem Marketing, aber dieser mit 8 Jahren noch sehr junge Single Grain erfuhr ein Finish in Bordeaux-Fässern, und da schrillte mein Rotwein-Whisky-Alarm gleich laut auf.
Hier handelt es sich um einen irischen Single Grain Whiskey, von dessen wahrer Herkunft man leider nichts erfährt. Denn die Brennerei Clonakilty im Süden der grünen Insel wurde erst 2016 gebaut und jetzt im Frühjahr 2019 soll die Produktion von Single Malt und Single Pot Still starten. Bis es den ersten eigenen Whiskey gibt, kauft man von anderen Brenereien Whiskey an und verteibt ihn unter eigenem Namen zur finanziellen Überbrückung der mindestens dreijährigen Durststrecke. An sich legitim und nachvollziehbar, aber in meinen Augen ein doch zwiespältiges aber sehr übliches Verhalten. Viele der inzwischen kaum mehr zu zählenden irischen Whiskeymarken besitzen noch nicht einmal eine eigene Brennerei, sondern verkaufen ausschließlich Whiskeys anderer Brennereien unter dem eigenen Markennamen, ohne dies so zu deklarieren. Da gibt bes durchaus sehr hochwertige Whiskeys, aber besonders ehrlich finde ich das nicht.
Nun denn, dieser hier soll ganze acht Jahre jung sein – für einen Single Grain Whiskey, der üblicherweise selten im einstelligen Altersbereich abgefüllt wird, fast noch ein Baby. Er bekam ein Finish in Bordeaux-Fässern und wurde als Batch 001 mit 43,6% Alkohol abgefüllt. Ganze 1000 Flaschen wurden für dieses Batch befüllt.
Auge
Meine Frau ist bekanntermaßen keine Whisk(e)y-Enthusiastin, sie trinkt vor allem im Sommer gern Roséwein-Schorlen. Mit diesem Clonakilty im Glas könnte ich ihr dann im liquiden Partnerlook zuprosten.
Die Farbe liegt irgendwo zwischen Rosé und Lachs und ist glasklar und leuchtend hell.
Nase
Frisch geschnittene süße Gerstenstengel, sämiges Malz und eine leichte Öligkeit. Dann zeigen sich schon gleich die Einflüsse der Rotweinfässer in Form leichter Beerenfrüchte, vor allem Himbeeren und Johannisbeeren. Dazu weinige Aromen, die den Früchten einen leicht vergorenen Touch geben. Einen ausgeprägten Einfluss der Fässer gibt es hier nicht. Je länger er im Glas verweilt, desto stärker kommen immer sprittigere Alkoholnoten nach vorn.
Gaumen
Obwohl recht schwach vom Alkoholgehalt her, startet er scharf und sprittig, der Alkohol zieht aber eine schöne süße fruchtige Spur hinter sich her. Die weinige Fruchtigkeit der Nase mit Him- und Johannisbeeren wiederholt sich hier. Typisch für einen Grain ist alles ziemlich süß und cemig und schmeichelt der Zunge. Auch hier hält sich der Einfluss der Holzfässer dezent im Hintergrund, leicht herbe Tannine sind jedoch erkennbar.
Abgang
Abgesehen vom malzig-süßen Nachklang des Gaumens mit cremiger Vanille und Beerenwein-Aromen bleibt nicht viel hängen. Aber er wird überraschenderweise spürbar holziger. Die Bitterkeit nimmt im insgesamt kurzen Abgang deutlich zu, ebbt dann aber auch recht rasch wieder ab.
Kommentar
Dieser Single Grain ist sehr jung und die sehr helle Farbe legt nahe, dass das Fass der Erstlagerung kein frisches Bourbon-Fass war, sondern eher ein Hogshead oder Re-Fill. Die – wahrscheinlich ebenfalls kurze – Nachreifung in Bordeauxfässern erfolgte zur leichten Farbgebung hin zu Rosewein-Schorle und konnte ein paar schöne erfrischende Beerennoten beisteuern. Es ist schon mutig, einen so jungen Grain Whiskey abzufüllen, die bekanntermaßen deutlich mehr Reifezeit brauchen, um Fehlnoten abzubauen. Fehlnoten gibt es hier nicht, dieser Clonakilty ist sehr sauber und angenehm, insgesamt aber ein recht flüchtiges Leichtgewicht, das sich aber sicher sehr schön an warmen Sommertagen in netter Runde genießen lässt.