Glen Garioch 1999 Lagrange Wine Casks, 48%

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Von Glen Garioch gibt es neben der sehr überschaubaren Standard-Range immer wieder mal sehr gelungene Sonderabfüllungen. Ein ewiger und offenbar nie versiegender Batch-Quell fördert seit Jahren den allseits zu recht gerühmten 15jährigen Sherry Cask zutage. Daneben gibt es die Vintage-Abfüllungen der verschiedenen Renaissance-Chapter mit unterschiedlichen Reifungs-Stilen und einen vorzüglichen alterslosen Virgin-Oak, der ganz aktuell eine zweite Auflage erfahren hat. 2014 gab es auch einen limitierten Glen Garioch aus nicht näher bezeichneten Rotweinfässern, der nun hiermit ebenfalls in einer zweiten Auflage erschienen ist und von 1999 bis 2018 in Fässern des Château Lagrange aus der Bordeaux-Region lagerte. Da auch die Brennerei Bowmore auf der Insel Islay zum Konzern Beam-Suntory gehört, verwundert es nicht, dass kürzlich ein ebenfalls 19 jähriger Bowmore mit einer Reifung in solchen Lagrange-Fässern erschienen ist. Da fand vor ca. 20 Jahren offenbar ein Großeinkauf an Fässern dieses berühmten Weinguts statt.  Schon diesen Bowmore fand ich überaus gelungen.
Dieser Glen Garioch hat mit 48% zwar keine Fassstärke, aber das ist eine ordentliche Trinkstärke und in meinen Augen völlig ausreichend.

 Nase

Da schmorgelt und blubbert ein alter zerbeulter Topf mit würzigen eingedickten süßen und zumeist roten Beerenfrüchten über einem Feuer, schon leicht angesetzt und karamellisiert. Süße reife Erdbeeren, eingelegte Kirschen und rote Johannisbeeren mit einer feinherben Säure. Dazu eine ordentliche Prise Gewürznelken und Zimtstangen. Holunderblüten und frischer heller Traubenmost sorgen für eine weitere ordentlich fruchtige Süße. Die französischen Eichenfässer geben viel holzig-herbe Aromen, die sich schön in das komplexe Gesamtbild integrieren. Dieses feine Konglomerat aus süßen Früchten und den warmen würzigen Holzaromen ist derart unwiderstehlich, dass ich kaum meine Nase vom Glas nehmen mag.

 Gaumen

Eine geradezu überbordende wärmende Süße schmeichelt hier umgehend dem Gaumen. Die Früchte sind hier zwar nicht mehr so fein sortiert, es ist mehr ein würziges Kompott, aber dafür äußerst intensiv. In erster Linie wieder die schönen reifen Erdbeeren und Amarena-Kirschen, frisch gebranntes Salzkaramell mit einer Kruste aus leicht angebranntem Zucker, reife Pfirsiche und reife Himbeeren. Mehr noch als in der Nase kommen hier die Eichenfässer zu ihrem Recht. Mit schönen herben Espressonoten und dunklem Kakaopulver bringen sie eine angenehme und leicht adstringierende Trockenheit mit, die aber nichts überlagert, sondern das Geschmacksgefüge angenehm erweitert.

Abgang

Der Abgang ist eher mittellang und geprägt von den Fässern aus französischer Eiche. Tanninreich, leicht herb, dazu die rote süß-saure Frucht der Beeren, im letzten Ausklang dann noch wärmende Gewürze wie Nelken und Zimtstangen verbunden mit einer malzigen Süße.

Kommentar

Rotweinreifungen sind nicht jedermanns Sache, die Aromen können den Whisky schnell mal überladen oder ihn ins kitschig-süße Erdbeerbowle-Wunderland kippen, wie ich es neben anderen bei einem noch sehr jungen Glen Garioch erlebt habe. Das alles passiert hier glücklicherweise nicht, dieser alte Glen Garioch behält seinen ölig-würzigen Charakter, der durch die Einflüssen aus den offenbar gut gewählten Lagrange-Fässer sehr schön ergänzt wird. Die anfänglichen Erdbeeraromen ließen Schlimmes ahnen, aber was folgte, war reiner Genuss.

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2 Gedanken zu “Glen Garioch 1999 Lagrange Wine Casks, 48%

    1. Also, ich hab meine für 86 EUR inkl. Versand in einem Shop in Belgien bestellt. Dass Shops in Deutschland den dicken Reibach machen wollen und mehr als das Doppelte verlangen, lässt sich schwerlich dem Whisky anlasten. Goggeln lohnt sich… 😉

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