Obwohl schon einige Kilchoman ihren Weg in mein Glas fanden, wird das meine erste offizielle Review, weil ich nicht ungerecht urteilen wollte. Denn mit Kilchoman hab ich mich bislang immer schwer getan. Ich fand die kleine Farm-Destille mit ihrer jungen Geschichte und dem engagierten Enthusiasmus von Anfang an sehr sympathisch und probierte eine ganze Menge ihrer frühen Abfüllungen – aber so wirklich warm konnte ich mit keiner werden. Die Jugendlichkeit und fehlende echte Reifung schmeckten für mich einfach zu deutlich durch. Zudem fand ich die Preise für drei- bis vierjährige Whiskys schon ziemlich sportlich, was aber noch durchgehen mag angesichts der tollen handwerklichen Arbeit, die auf Islay‘s einziger Farm-Destille geleistet wird. Und die einnahmenschwache Startphase bis zur ersten anständig gereiften Abfüllung muss auch kompensiert werden.
Nun denn, dieser knapp fünfjährige Kilchoman ist kein Finish, sondern reifte die komplette Zeit in portugiesischen Rotweinfässern. Schon mal genau mein Beuteschema. Er wurde mit den für Kilchoman üblichen 50% abgefüllt und ist nicht gefärbt oder kühlfiltriert.
Auge
Ein schönes Kupfer-Rotbraun, dem man die Reifung in den Rotweinfässern deutlich ansieht, ohne zu sehr ins poppige Pink abzudriften, wie man es von manchen anderen Whiskys kennt.
Nase
Den Rauch von Kilchoman empfand ich immer als aschig-scharf mit metallischen Anklängen – ganz anders hier: süßer aromatischer Rauch weht mir hier aus dem Glas entgegen, erinnert an einen milden Ardbeg mit abgelöschtem Lagerfeuer. Und dann schlägt auch gleich schon das Rotweinfass durch – es wird fruchtig. Vor allem süßes frisches gezuckertes Erdbeerpürree mit Vanille, säuerlich herbes Johannisbeergelee und etwas kühlende Pfefferminze. Im Sommer pule ich immer gern die dunkelroten Kerne von Granatäpfeln und die aromatisch süßen und leicht herben Aromen habe ich auch hier. Die Vanille in Verbindung mit dem Rauch erinnert mich ein wenig an leicht angesetzten Grießpudding. Mildes Eichenholz schimmert auch durch, gibt ein wenig trockene Tiefe. Alkohol ist präsent, stört aber nicht wirklich.
Gaumen
Auch hier ist der Rauch auf der eher süßlich-milden Seite angesiedelt, ist aber etwas trockener und aschiger als in der Nase und dominiert das ganze Geschehen. Die Komplexität der Nase finde ich hier nicht ganz so ausgeprägt wieder, ein wenig undifferenzierter. Wieder eher rote herbsüße Früchte, vor allem wieder die Johannisbeeren, die schön mit Vanille harmonieren. Dafür ist das Eichenholz hier deutlicher als in der Nase und gibt – vermutlich im Einklang mit den Tanninen des Rotweins – richtig schöne herbe und dunkle Holznoten zum Gesamtbild dazu. Durch alles zieht sich eine kontinuierliche schöne pfeffrige Schärfe, die bis zum Abgang anhält.
Abgang
Etwas beißender Rauch, leicht fruchtig-rote Süße mit etwas Gerstenmalz und weg ist er. Spätestens hier schlägt die Jugend dann schon durch. Der Rauch hält sich am längsten.
Kommentar
Eine sehr schöne, vielversprechende Nase, am Gaumen dann aber etwas flacher und im Abgang erwartungsgemäß schwächelnd. Letztlich aber einer der schönsten Kilchomans, die ich im Glas hatte. Noch zwei drei Jahre länger im Fass – das wäre ein wirklich großartiger Malt geworden!
Preislich schon recht hart an der Schmerzgrenze für einen so jungen Whisky, aber besser als so mancher vergleichbar teurer NAS irgendeiner Hype-Destille ist er allemal! Mein Radar in Richtung Kilchoman ist mit dieser doch schönen Abfüllung auf jeden Fall justiert.