Dunkle Whiskys erregen immer besonderes Aufsehen. Dunkel impliziert intensive Reifung und massive Aromen, und sofern da nicht mit Farbstoff nachgeholfen wurde, stimmt das ja meist auch. Entweder lag das Destillat sehr lange in (vornehmlich Sherry-) Fässern oder die Fässer waren besonders frisch und noch gesättigt oder stark ausgebrannt. All diese Komponenten wirken sich sehr unterschiedlich auf die Aromen aus und so entsprechen manche Dunkel-Whiskys nicht immer den Erwartungen.
Dies hier ist nun eine Abfüllung des unabhängigen Abfüllers Whiskybroker, der hier einen 10jährigen Bruichladdich in Flaschen gefüllt hat. Das ist zuerst mal nichts Besonderes, aber liest man sich die Reihenfolge der Reifungen durch, ist das schon sehr ungewöhnlich. Dieser Whisky lag erst für sechs Jahre in einem frischen Sherry-Hogshead und wurde dann für weitere vier Jahre in ein ehemaliges Bourbonfass umgefüllt. Normalerweise ist die Reihenfolge genau andersherum. Das lässt Raum für Spekulationen, die von einem leckenden oder zu extremen Fass reichen und man den dann noch zu jungen Whisky durch Umfüllen noch genießbar halten wollte, bis hin zu eben einem ungewöhnlichen Experiment. Der Abfüller hüllt sich über die Hintergründe jedenfalls in Schweigen. Wie aber schon unser Alt-Alt-Bundeskanzler Kohl auf eine kritische Hinterfragung seiner oft mehr als fragwürdigen Politik aber völlig richtig bemerkte: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“
Dann schauen wir mal.
Aroma
Ich hab das Gefühl, meine Nase nicht über das Glas, sondern direkt über das Fassloch zu halten – so intensiv muffig, feucht und erdig schlägt einem das Fass entgegen. Hat sich die Nase – ähnlich wie bei rauchigen Whiskys – erstmal an das Holz gewöhnt, kommt dahinter dann aber recht schnell eine sehr schöne malzig-karamellige Süße aus leicht flambiertem dunklen Demerara-Zucker. Eine deutliche Vanille-Note verrät das Bourbonfass und schöner Pfeifentabak setzt würzig-süße Akzente. Die für eine Sherryfass-Reifung so typischen dunklen Früchte kommen erst später, vor allem dunkles Beeren-Kompott und eingelegte Rosinen – das ist wohl auch der Reihenfolge der Reifung geschuldet. Und alles immer eingerahmt von Eiche rustikal.
Geschmack
Im Mund setzt sich das Schauspiel fort: nach einem pfeffrig-scharfen Antritt gleich wieder viel muffig-modrige Eiche mit einer spürbaren Bitterkeit, die aber von einer schönen malzig-zuckrigen Süße, Vanille und Karamell abgefangen wird. Auch säuerliche Noten habe ich, die aber weniger fruchtig als vielmehr dem Holz entsprungen zu sein scheinen. An Früchten dann vor allem eingelegte Kirschen und milde Pflaumen.
Abgang
Der Abgang ist recht lang, trocken und auch hier wieder von viel herber Eiche begleitet. Ein paar Früchte und leichte grasige Noten klingen auch an, aber nur dezent.
Kommentar
Als hätte man eine Fassdaube ausgepresst… Und stünde es nicht auf dem Etikett – ich wäre nie auf einen Laddie gekommen, davon ist leider nicht wirklich viel übrig geblieben – ich habe weder speckiges Leder, noch Meer oder dezenten Rauch. Und auch die Sherry-Reifung hinterlässt weniger Einfluss, als die Farbe vermuten lässt. Zu stark setzt sich in allen Bereichen das Holzfass durch, und die sehr ungewöhnliche Reihenfolge der Reifung legt schon nahe, dass es hier mehr um die Rettung eines fast gekippten Fasses ging, als um gezielte Resultate.
Alles in allem ist dieser Whisky aber durchaus komplex und interessant, und ich schwanke, ob ich diese massive Eichendominanz nun störend oder faszinierend finden soll – sie lässt jedenfalls den anderen, oft nur dezent wahrnehmbaren Aromen etwas zu wenig Raum für Entwicklung.
Per Zufall auf deinen Blog gestossen. Sehr schöne Beiträge, Whisky Bilder sehr schön inszeniert, und vor allem wie du über Springbank schreibst. Bin gespannt auf neue Beiträge….
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Vielen Dank! Meine zwei Ledenschaften – Fotografie und Whisky – lassen sich ganz nett miteinander verbinden. Und ja, man merkt schon, dass Springbank meine Lieblingsdestille ist… 😉
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