Dieser Glen Elgin war ein echter Blindkauf, den ich auf unzählige Empfehlungen in diversen Foren und Facebook-Gruppen hin gemacht habe. Über ein Jahr hat es schließlich gedauert, bis ich eine Flasche dieser limitierten Originalabfüllung zu einem noch anständigen Preis ergattern konnte.
Von Glen Elgin gibt es nur wenige Originalabfüllungen, das allermeiste landet in Blend-Whiskys oder in Flaschen von unabhängigen Abfüllern, die dafür sorgen, dass auch eher unbekanntere Destillerien zu ihrem Recht als hervorragende Whiskyproduzenten kommen. Da konnte mich schon dieser Glen Elgin aus einem sehr frischen Amarone-Fass überzeugen!
Knapp 10.000 Flaschen wurden von diesem Batch abgefüllt, leider kühlfiltriert und gefärbt, aber immerhin in Fassstärke mit 58,5%.
Auge
tja – schwer zu beurteilen, welchen Anteil E150a an der schönen, leicht stumpfen kastanienbraunen Farbe hat… Die dünnen Beinchen versprechen zumindest ein intensives Mundgefühl.
Nase
Schon nach dem Einschenken ist kurzerhand der ganze Raum mit den Aromen geflutet – das fällt selbst meiner ansonsten überhaupt nicht whisky-affinen Frau positiv auf. Was für ein präsenter Whisky!
Kandierte Orangen, dass es einem den Mund wässert, saftige süße Mandarinen, Erdbeerpüree mit Vanillezucker und weiche Backpflaumen sind die ersten Eindrücke, die mir entgegenströmen. Dazu malziger dunkler Demerarazucker. Süßer Pfeifentabak steigt aus dem Glas empor, ich sehe meinen Vater paffend und Rauchkringel blasend auf dem Sofa sitzen. Der Mief einer speckigen alten Lederjacke und altes muffiges Eichenholz fügen dem Geruchsbild schöne trockene würzige Akzente hinzu.
Gaumen
Im Mund gleich ein schönes Trio aus wärmender Schärfe, trockenem Eichenholz und fruchtiger Honigsüße. Dann wieder die saftigen Orangen und Mandarinen, diesmal untermalt mit Gewürznelken und Zimtstangen. Unter der mächtigen Süße lauert aber eine kräftige herber Eiche, es prickelt und geht richtig ab auf der Zunge. Die sherry-typischen Trockenpflaumen und Rosinen sind ebefalls sehr präsent. Und dann werden die kräftigen europäischen Eichenfässer immer dominanter. Herb und wuchtig sorgen sie für eine feucht-muffige Trockenheit und einen leichten Pelz auf der Zunge, wie die Tannine eines richtig trockenen Rotweins.
Abgang
Der eher mittellange und sherrytypische Abgang ist warm und wird von schönen Gewürzen wie Zimt und Nelken bestimmt. Süße Trockenpflaumen, dunkler Rohrzucker und die starken Eichenfässer sorgen für weitere Würze.
Kommentar
Ein richtig schöner und voller Sherry-Whisky mit genügend Eigencharakter, vor allem die Orangennoten in vielen Facetten können hier begeistern und ihn von vielen und mittlerweile schon fast beliebig gewordenen Sherrywhiskys deutlich abheben. Komplex und mit 16 Jahren sehr schön gereift zeigt sich hier ein weiteres Mal, welche Perlen sich hinter kaum bekannten Whiskydestillerien verstecken können, die in erster Linie für die Blend-Industrie produzieren. Das hat sich mittlerweile auch bei Sammlern und Genießern herumgesprochen und diese limitierte Abfüllung ist schon lange nicht mehr auf dem freien Markt erhältlich. Mit viel Glück kann man diesen Glen Elgin noch zu einem einigermaßen vernünftigen Preis auf den bekannten Plattformen ergattern, und wenn sich die Chance bietet, sollte man nicht zögern.