Deanston 2008 Bordeaux Red Wine Casks, 58,7%

 

Inzwischen scheint es schon zur Tradition bei Deanston geworden zu sein, gegen Jahresende fast still und heimlich mit einer limitierten Sonder-Abfüllung auf den Markt zu kommen. Dieser hier tauchte nur kurz mal in einigen niederländischen Shops zu einem sehr angenehmen Preis von ca. 50 Euro auf und war so schnell wieder verschwunden, das gar keine Zeit blieb, ihn zu hypen… 😀
Mit gerade mal neun Jahren Reifezeit allerdings auch relativ weit entfernt von einem Hype-Whisky…
Aber Alter ist bei einem Whisky bekanntlich nicht alles. Ich hatte schon ziemlich alte Whiskys, die mich richtig enttäuscht zurückließen, und sehr junge Whiskys, die mich begeistern konnten – letztlich entscheidet neben anderen Faktoren vor allem die Qualität des Fasses und der richtige Zeitpunkt. Bei Deanston hat das in den letzten Jahren sowohl bei richtig alten Abfüllungen (20 Jahre) als auch bei recht jungen Abfüllungen (10 Jahre) hervorragend funktioniert. Umso gespannter bin ich auf diesen Neunjährigen, der die komplette Zeit in ehemaligen Bordeaux-Fässern reifen durfte – der Farbe nach fanden da nur wenige Refill-Fässer Verwendung.
2016 und 2017 gab es bei Deanston vor Ort auch zwei fast gleichaltrige Handfilled-Whiskys, die ebenfalls jeweils in einem Bordeaux-Fass lagerten. Ich denke, aus verbliebenen Fässern wurde dann diese offizielle Abfüllung kreiert.
In die Flaschen kam der Whisky in voller Fassstärke mit 58,7% und ist üblicherweise nicht gefärbt und nicht kühlfiltriert.

unbenannt-8286-Bearbeitet-Bearbeitet

 Nase

Noch einen guten Meter vom Glas entfernt strömen bereits schon verführerische fruchtig-herbe Rotweinnoten in Richtung Nase. Näher dran verdichtet es sich auf eingekochte rote Grütze und kräftigen Muscovado-Zucker, der Alkohol sorgt für eine minzige Frische. Völlig untypisch hab ich hier eine salzig-ölige Schinkenwürze – sehr spannend! Dann wird es auch gleich schon wieder typisch Deanston mit aromatischem Kräuterhonig und Creme Brûlée mit gekochter Birne, ganz kurz blitzt mal Möbelpolitur auf, und ein Hauch frischer schwarzer Pfeffer kitzelt in der Nase. Der starke Alkohol ist durchaus spürbar, aber erträglich.

 

 Aroma

Ein echter Deanston: fetter süßer Antritt mit würzigen Kräuterbonbons, begleitet von scharfen Chilischoten – der Alkohol zeigt volle Präsenz! Dann gleich reife Johannisbeeren und Himbeeren, Rosinen, eingelegte Amarenakirschen und Saftorangen. Die Honigsüße schmeichelt noch kurz, bevor dann rasch herbe Tannine und trockenes Eichenholz für intensive Röstaromen sorgen. Dunkler herber Kakao, grober Tabak und tiefschwarzer Espresso bestimmen mehr und mehr den Charakter und lassen diesen Deanston deutlich älter erscheinen als die neun Jahre.
Wasser bringt zwar etwas mehr Frucht, betont aber auch die bitteren Noten – neat is beat!

 

 Abgang

Im mittellangen Abgang stechen vor allem zwei Aromen heraus – karamellisiertes Fruchtkompott und herbes Holz, etwas malzige Süße und Vollmichschokolade mit einer Prise Gewürznelke verbleiben dann am längsten.

 

 Kommentar

Verglichen mit dem Handfilled aus der Destillerie ist dieser hier überraschend kantig und schroff geraten. Die europäischen Eichenfässer leisten hier ganze Arbeit und sorgen für eine Trockenheit, die einem rubinroten Bordeaux durchaus gut ansteht. Ob man das in einem Whisky so möchte, muss jeder für sich entscheiden.
Von allen bislang jährlich erschienenen limitierten Abfüllungen ist das für mich die bislang schwierigste geworden, was ihn ja wiederum auch interessant macht. Mich konnte er jedenfalls begeistern, wenngleich er nich ganz an das Neveau der Vorgänger anknüpfen kann. Aber er ist ein weiterer Deanston, der das Prädikat „Lieblingsdestille“ weiter festigen kann!

unbenannt-8288-Bearbeitet-2-Bearbeitet-2


Hinterlasse einen Kommentar