Dies ist bereits mein zweiter Handfilled, den ich von Deanston verkoste. Einen 11jährigen aus einem Amontillado-Fass vom letzten Jahr fand ich zwar sehr komplex, aber nicht auf ganzer Linie überzeugend. Umso gespannter bin ich nun auf diesen hier.
Leider war ich noch nicht selber vor Ort in der Destillerie und die ganze Atmospähre und das sicherlich unbeschreibliche Gefühl, sich seinen eigenen Whisky selbst aus einem Fass abfüllen zu können, waren mir noch nicht vergönnt, aber ein guter Freund hat mir diese Flasche besorgt.
Der Whisky ist gerade mal 8 Jahre alt und lagerte die gesamte Zeit ein einem französichen Rotweinfass. Welcher Rotwein sich vorher darin befand, wird leider nicht angegeben.
Im Unterschied zu Lagerungen in den sonst üblichen Sherry-Fässern mit ihren oft wuchtigen süßen und fruchtigen Aromen weisen Whiskys aus Rotweinfässern eher mildere säuerliche Fruchtaromen auf und oft werden auch die herberen Tannine des Rotweins und der europäischen Eiche auf den Whisky übertragen. Das mag nicht jeder, da es da oft zu eher kantigeren und schwerer zugänglichen Whiskys kommen kann.
Mal schauen, was dieser Deanston in den 8 Jahren schon mitnehmen konnte. Die Farbe spricht jedenfalls schon mal für einen regen Austausch zwischen Fass und Whisky.
Da direkt aus dem Fass kommend natürlich ohne Farbstoff und irgendeine Filtration und in voller Alkoholstärke mit fast 60% in die Flasche gefüllt.
Nase
Kandierte rote Früchte, ausgelassener Demerara-Zucker, Salz-Karamell, Blockmalz-Bonbons, Vanilleschoten, mit der Zeit wird das Fruchtpotpourri immer säuerlicher und das Weinfass kommt zum Vorschein, das wie ein Pawlowscher Reiz den Mund wässert. Eichenholz ist nur dezent vorhanden. Der starke Alkohol ist stets präsent und sticht ein wenig in der Nase.
Geschmack
Ein scharfer und warmer Antritt, der viel fruchtige und prickelnde Süße durch den Mund spült, wieder viel kräftiger Rohrzucker, Karamell und Malz und wässernde Fruchtsäure. Je länger er im Mund verbleibt – durchaus eine Herausforderung bei fast 60%! – desto mehr malzige Süße breitet sich aus, die dann aber von herben trockenen Tanninen des Weins und der europäischen Eiche mehr und mehr in ihrer Intensität wieder abgemildert wird.
Abgang
Der mittellange Abgang ist voller holziger Würze, Malzsüße und etwas Frucht, am längsten hält sich das würzig-herbe Aroma von echt Bayrisch Blockmalz.
Kommentar
Die Nase ist geradezu betörend, eine so komplexe, facettenreiche und tiefe Süße hatte ich selten bei einem Whisky. Dazu eine weinige Fruchtsäure, die ihn deutlich von den sonst üblichen Sherry-Aromen unterscheidet.
In einigen der würzigen Aromen erinnert er mich ein wenig an den Springbank Burgundy, ohne jedoch dessen tiefe Komplexität in allen Ebenen zu erreichen.
Für einen so jungen Einzelfass-Whisky sehr schön rund und solide geraten und mit den betörenden Malz- und Weinaromen ein ganz hervorragender Deanston, der sein Alter eigentlich nur durch den wilden Alkohol verrät.