Pomerol-Weine sind die Spitzenvertreter der Bordelais-Weine im Bordeaux-Anbaugebiet und die berühmtesten sind die Weine des Château Pétrus, die wohl teuersten und begehrtesten der Welt. Ich hatte kürzlich einen ganz vorzüglichen Bruichladdich aus einem solchen Pétrus-Fass.
Der unabhängige Abfüller Ian Macleod hat in der Abfüllungs-Serie „Chieftains“ diesen 18jährigen Deanston herausgebracht, der in zwei Pomerol-Fässern gefinisht wurde. Es handelt sich also um keine echte Single-Cask-Abfüllung, sondern um eine Vermählung aus zwei Fässern. Das hat trotzdem nur für 420 Flaschen gereicht. Wie lange das Finish gedauert hat, war leider nicht in Erfahrung zu bringen, der Farbe nach zu urteilen lag der Whisky aber länger in den Fässern.
Abgefüllt wurde er mit 49,8% Alkohol und ist nicht gefärbt und auch nicht kühlfiltriert.
Auge
Ein eher mattes kupfer-braun wie alte unpolierte Potstills, mit einem schönen rötlichen Farbeinschlag. An der Glaswand reihen sich kleine Tröfchen wie an einer Perlenkette auf und laufen dann sehr behäbig in dünnen Beinchen herab.
Nase
Zu Beginn – wie bei frisch geöffneten Deanston gar nicht so selten – ein wenig verhangen hinter einem Schleier aus stumpfem Bienenwachs. Der hat sich aber nach kurzer Zeit im Glas verzogen und statt des üblichen Honigs hab ich hier gleich wunderbar würziges dunkles Malz und so ziemlich alles, was die Frucht-Theke aus dem Bereich der Zitrusfrüchte so hergibt. Reife saftige Orangen und mundwässernde Zitronen, herbe Limetten und Grapefruits. Dazu noch gezuckerte rote Johannisbeeren, frisch geschnittene Erdbeeren, Walnüsse und kandierte grüne Äpfel. Dunkler Rohrzucker und Karamell geben diesem eher sauren Fruchtcocktail einen sämig süßen Rahmen. Die Eichenfässer halten sich in der Nase noch dezent zurück, zeigen sich durch ein paar herbe Gewürze wie Kardamom und Zimtstangen. Der durchaus spürbare Alkohol kommt kühlend mit einer Menthol-Note daher.
Geschmack
Im Mund gleich ein überaus prickelndes Wechselspiel zwischen den säuerlichen Zitrusfrüchten und den alten Eichen-Dauben. Alle Geschmacksbereiche der Zunge sind hier eingebunden, von süß über sauer bis zu herb und würzig ist so ziemlich alles vertreten, und es prickelt und zischt ordentlich auf der Zunge. An Früchten wieder ein säuerlich-süßes Kompott mit Zitrusfrüchten und Beeren, dazu eine sämige Honigsüße und dunkles Malz.
Hier kommt dann auch die lange Reifezeit zum Tragen, die Eiche unterlegt das fruchtige Schauspiel von Beginn an mit einem schönen warmen Teppich aus würzigen und herben Holzaromen mit etwas trockenem Tabak, ohne allzu viel Bitterkeit ins Spiel zu bringen. Der Alkohol ist weniger scharf, als die Nase vermuten ließ.
Abgang
Wie man es von einem 18jährigen Whisky erwarten kann, ist der Abgang lang und auch hier von einem süß-sauren Zwiegespräch geprägt. Die Fässer bringen noch schöne schokoladige und herbe Röstaromen dazu. Eine herb-süße Grapefruit und ein Malzbonbon ebben nur sehr langsam ab, ein angenehmes Rotweinaroma bleibt am längsten hängen.
Kommentar
Mal wieder ein schön gereifter Whisky, der sich aus dem Meer der zunehmend auswechselbaren Sherry-Monster angenehm abhebt. Das Finish in den Pomerol-Fässern hat diesem Deanston eine ganze Palette an schönen und ungewöhnlichen Fruchtaromen verpasst. Das wird nicht mein Lieblings-Deanston, dazu fehlt ihm ein wenig die würzige Tiefe, aber er rangiert ohne Frage ganz oben mit und ist eine sehr schöne und ebenbürtige Ergänzung zu den destillerie-eigenen Fassexperimenten, die momentan ens nachdem anderen auf den Markt gehauen werden. Die eine oder andere übertrifft er dabei locker!
Für Deanston-Fans echtes Pflichtprogramm, für alle, die nur die Standards kennen, ein schönes Beispiel für das großartige Potential von Deanston, wenn die Fassauswahl stimmt.