Mit Whiskys von Deanston ist es immer so ein Ding – eigentlich noch immer eine im Meer der marktschreierischen Whiskywelt unterrepräsentierte Destillerie, entpuppen sich einzelne Abfüllungen dann immer wieder mal als echte Hype-Ware. So vor allem geschehen mit dem sehr intensiven 10jährigen aus PX-Fässern, der ruckzuck ausverkauft war und inzwischen lächerlich hohe Preise erzielt.
Hier kommt nun auch ein 10jähriger Deanston aus einem 1st Fill Oloroso Sherry Butt daher. Und auch dieser macht sich schon kurz nach Erscheinen auf dem Markt rar in den Whiskyshops und wird bereits auf verschiedenen Plattformen hochpreisig gehandelt.
Erschienen als „Summer 2017“ in der Seasons-Serie von Signatory Vintage wurde er ohne Kühlfiltration und in einer seltsam niedrigen Fassstärke mit 47,9% in insgesamt 864 Flaschen gefüllt.
Nase
In der Nase erstmal ein typischer Sherrywhisky mit allen erwartbaren Aromen wie dunklem Salz-Karamell, Dörrpflaumen, braunem Rohrzucker, süßem Pfeifentabak und netten kandierten Orangenschalen. Und es kommt auch schon eine kräftige, muffig-herbe Eiche durch. Alles in allem nicht wirklich spektakulär. Und auch mit viel Mühe konnte ich Deanston nicht mal ansatzweise erkennen. Alkohol ist kaum spürbar.
Geschmack
Auch im Mund ein zwar schöner aber unspektakulärer Sherrywhisky. Ein kräftiger, leicht scharfer Antritt, gefolgt von süßen dunklen Beeren und Pflaumenmus, viele Gewürze wie Zimt und Nelken. Und nach und nach wird die holzlastige Bitterkeit immer dominanter, ohne jedoch wirklich störend zu wirken.
Abgang
Der Abgang ist für einen so sherrylastigen Whisky erstaunlich kurz geraten. Es verbleiben eine schöne pfeffrige Schärfe an der Zungenspitze, süße Pflaumen, frische süße Orangen und etwas Eiche. Insgesamt wirkt er etwas wässrig im Abgang.
Kommentar
Die Whiskys der exklusiv für Deutschland abgefüllten Seasons-Serie von Signatory Vintage sind allesamt keine schlechten Whiskys, aber es fällt schon auf, dass die letzten zwei Jahre nicht wirklich mit herausragenden Abfüllungen glänzen konnten. Sie kamen nicht selten von großartigen Brennereien, blieben aber meist immer hinter den Erwartungen zurück.
So auch dieser Deanston. Viele erwarteten wahrscheinlich ein Aromenfeuerwerk wie bei der zehnjährigen PX-Originalabfüllung, die mittlerweile schon fast Kultstatus genießt und zu weit überteuerten Preisen angeboten wird. Davon ist dieser hier meilenweit entfernt. Durchaus lecker und kräftig, aber man sollte nicht mit zu hohen Erwartungen an ihn herangehen.