Und noch ein Grain. Und wieder ein Strathclyde. Diesmal aber mit 26 Jahren richtig alt. Zur Brennerei Strathclyde hab ich beim letzten schon ausführlich geschrieben, das spare ich mir jetzt hier.
Dieser hier wurde exklusiv für das Brühler Whiskyhaus abgefüllt, reifte über 25 Jahre in einem Ex-Bourbon-Fass und verbrachte die letzten 8 Monate in einem Rioja-Rotweinfass, bevor er in Fassstärke mit 51,2% und nicht gefärbt oder kühlfiltriert in den Flaschen landete. Nur ganze 149 Flaschen gibt es davon auf dem Markt – spricht für eine Fassteilung.
Das Etikett ist – wie bei allen Abfüllungen des Brühler Whiskyhauses – knallbunt und Geschmackssache. Meinen Geschmack treffen sie nicht immer, aber das hier ist wirklich nett im Sixties-Style gehalten. Ich hab irgendwie gleich Sean Connery als James Bond und schlanke langhaarige Frauen in engen Overalls mit Pistolen vor Augen…
Nase
Rote Früchte wie reife Erdbeeren, Himbeeren, saftige Zitronen, Orangenschalen, man riecht auch ganz klar den Rotwein heraus. Hab ich bei manch anderen Whiskys oftmals Schinkenaromen, so ist es hier mal Salami. Und das mir als Vegetarier…
Auch die Eiche kommt stärker durch, je länger man riecht, wenngleich auch nicht so stark, wie ich es bei dem Alter vermutet hätte.
Geschmack
Warmes Kitzeln auf der ganzen Zunge, süßsaure Fruchtnoten, Johannisbeeren, Himbeergelee und Kirschwasser, richtig fetter Zuckersirup wie bei türkischem Baklava. Dazu gesalzene Nüsse. Und wieder deutlich der Rotwein – als hätte man ihn beim Zuprosten in den Whisky gekippt… Wahrscheinlich war das Rioja-Fass sehr frisch geleert. Tannine des Rotweins hab ich nicht, aber sehr schöne Eichennoten, die die Süße etwas mildern.
Abgang
Der Abgang ist grain-typisch eher kurz und unspektakulär, dafür sehr schön fruchtig und sämig.
Kommentar
Tja, hatte ich vor ein paar Tagen noch einen richtig jungen Strathclyde im Glas und hätte man mich gefragt, welcher der beiden der ältere ist – meine Wahl wäre nicht auf diesen hier gefallen. Er ist sehr schön rund und gefällt mit herrlichen Fruchtnoten, aber ihm fehlt es ein wenig an Tiefe und Volumen, die ich beim 11jährigen mehr hatte. Dafür ist er dann aber wunderbar leicht, hat eine wirklich grandiose Fruchtigkeit und ist richtig schön für den Sommer. Und auch ihm merkt man bis auf die zuckrige Süße nicht an, dass es sich um einen reinen Grain-Whisky handelt.
Eine echte Empfehlung!