39 Millionen Liter Grain stellt die Destillerie Strathclyde im Jahr her, das sind über 100.000 Liter am Tag. Und das allerwenigste davon landet unter diesem Namen in Flaschen, sondern wird an die Blend-Industrie geliefert.
Strathclyde ist im Grunde eine Whisky-Fabrik im Herzen von Glasgow, hässliche schmutzig-graue Betonbauten, rauchende Schornsteine und ein Gewirr an Rohren, Leitungen und Verteilern und riesigen Tanks, die eher ein Chemiewerk vermuten lassen. Rund um die Uhr laufen da die sieben Coffey-Stills und das alles hat wenig mit den romantischen Vorstellungen schottischer Whisky-Destillerien zu tun.
Es gibt weder ein Besucherzentrum, noch eigene Abfüllungen, alles was unter dem Namen Strathclyde seinen Weg in Flaschen findet, stammt von unabhängigen Abfüllern.
Unter der Serie „Old Particular“ hat der Abfüller Douglas Laing bislang 10 Flaschen mit Strathclyde auf den Markt gebracht – mit einer enormen Altersspanne: ganze 40 Jahre ist der älteste Grain und 10 Jahre der jüngste. Damit zählt diese Abfüllung mit 11 Jahren zu den ganz jungen Grains und es herrscht die allgemeine Meinung, dass ein Grain-Whisky erst mit einer langen Lagerung von 20+ Jahren wirklich genießbar – im eigentlichen Sinne von Genuss – wird. Von daher sind solche jungen Abfüllungen schon mutig. Aber wie bei Malt-Whiskys gilt auch hier die Regel: nicht das Alter, sondern vor allem gute Fässer machen einen Whisky.
Dieser hier lag nun 11 Jahre lang in einem Sherry-Butt und wurde als Single Cask mit einer Alkoholstärke von 55,6% abgefüllt, nicht gefärbt und nicht kühlfiltriert.
Nase
Erst mal gar nicht typisch Grain – sehr würzig-krautige Aromen schlagen einem aus dem Glas entgegen, dazu ein schöner kräftiger Waldhonig und dunkles Karamell, süße Vanille, eingekochtes Beerenkompott, kandierte Orangenschale, dunkle Schokolade und sowas wie Erdbeerbowle – und sehr zarte Eichennoten. Der kräftige Alkohol ist die ganze Zeit spürbar und sticht ab und an in der Nase.
Geschmack
Im Mund ein scharfer warmer Antritt, dann ein süßes starkes Kräuterbonbon à la schweizer Kräuterzucker, kräftiges dunkles Malz, Vanille und Karamell, satter Honig mit vielen Wiesenblumen, süße Saftorangen. Die Eiche ist deutlich kräftiger als in der Nase und verbindet sich mit ihren herben Noten ganz wunderbar mit der krautigen Süße. Alles ist extrem vollmundig und je länger er im Mund bleibt, desto süßer und zuckriger wird er.
Abgang
Der Abgang ist ist nicht allzu lang, aber ein paar Kräuternoten und etwas dunkles Malz hallen doch etwas länger nach.
Kommentar
Man muss schon ein Süßzahn sein, um diesen Whisky lecker zu finden. Er scheint mit jedem Schluck immer süßer zu werden, aber es gibt da zum Glück die ganzen herb-floralen Kräuternoten, die einem Zuckerschock im Mund dämpfend entgegenwirken.
Ein sehr gelungener Grain-Whisky, den wohl die Wenigsten beim ersten Probieren für einen Grain halten würden und der trotz des für Grains sehr jungen Alters sehr reif und voll erscheint.
Ein tolles Review für einen wirklich außergewöhnlichen Review. Ich hab ihn auf BarleyMania vor zwei Wochen ebenfalls vorgestellt und bin dabei sogar so weit gegangen, diesen Strathclyde 11yo meine bisherige Whiskyentdeckung des Jahres zu nennen. Das einzige, was mich ein bisschen ärgert, ist die Tatsache, dass ich mir nicht gleich zwei Flaschen gesichert habe. 😉
LikeGefällt 1 Person
Ich fand das Schwesterfass, das voriges Jahr als 10jähriger abgefüllt wurde, sogar noch besser. Da hatte ich tolle Block-Malz-Aromen – einfach umwerfend!
LikeGefällt 1 Person