Nun die Nr. 4 des großen Whic-Tastings. Es geht wieder auf die Insel Islay und es qualmt im Glas!
Port Charlotte ist die stark rauchige Version der Brennerei Bruichladdich auf der Insel Islay. Meine Liebe zum Whisky begann zwar mit einem jungen wilden Lagavulin, inzwischen trinke ich aber vermehrt nicht- oder kaum-rauchige Whiskys. Dennoch landen die typischen Islay-Raucher immer wieder mal im Glas und ich genieße dieses wirklich einmalig intensive Erlebnis, das man so bei keinem anderen Getränk hat.
Dieser Port Charlotte nun reifte 12 Jahre lang in einem Hogshead und daraus wurden 180 Flaschen mit einem kräftigen Alkoholgehalt von 56% für Whic abgefüllt. Die Farbe ist goldgelb und er ist nicht kühlfiltriert und ohne Farbstoff. Löblich!
Aroma
Sehr kräftiger aber kaum phenolischer Rauch wie man ihn von Islays Südküste kennt. Eher würzig und an ein Lagerfeuer am Strand erinnernd. Dann süße saftige Orangen, frische Limetten, altes Leder, gepökeltes Dörrfleisch, Eichenfass, Vanille – das der aus dem Hause Bruichladdich kommt, erkennt man unschwer an der typischen ledrigen Würze.
Geschmack
Starker pfeffriger Antritt und furztrockener aschiger Rauch begleitet von einer umwerfend schönen sämigen Süße, kräftige Vanille, eine helle Fruchtigkeit mit Mirabellen und Pfirsichen. Und auch hier wieder die maritimen salzigen Noten und der Räucherschinken. Die Eiche ist wenig dominant und sie setzt hier nur leichte herbe Eckmarken.
Abgang
Im Abgang bleibt natürlich vor allem der Rauch hängen, der hier deutlich milder daherkommt. Dazu noch eine Süße, ledrige Würze und Holznoten vom Fass.
Kommentar
Der Kuss des Kettenrauchers!
Ich hab diese Abfüllung hier mal direkt mit dem Port Charlotte Scottish Barley verglichen und die Unterschiede sind schon deutlich. Dieser hier wirkt – obwohl älter – ruppiger und ursprünglicher. Die Nase muss sich erst mal durch den Rauch herantasten, dann kommen aber all die schönen Noten, die ihn von der Standardabfüllung deutlich abheben. Er wird runder und komplexer, je mehr Zeit man ihm gibt. Überzeugen kann dieser Port Charlotte vor allem am Gaumen. Das Spiel zwischen trockenem Rauch und hinreißender Süße ist großartig und die typische Würzigkeit verrät die Brennerei.
Ein weiteres Beispiel, dass es sich immer lohnt, mal über den Tellerrand der Brennereiabfüllungen hinauszuschauen. Im Meer der zunehmenden NAS-Abfüllungen finden sich zum Glück dann solche Flaschen, die ohne viel Schnickschnack überzeugen können.
Wer rauchige Whiskys mag, bekommt hier einen wirklich komplexen und kräftigen Islay-Malt mit Ecken und Kanten – wie man es von Bruichladdich kennt.
Gefällt mir sehr gut!