So schnell, wie er auf dem Markt erschienen ist, war er auch schon wieder ausverkauft. Und wird inzwischen zu deutlich teureren Preisen bei eBay und auf diversen Whisky-Plattformen feilgeboten. Dank des rasanten Internets kann man gerade bei Whisky momentan eine regelrecht irre Goldgräberstimmung feststellen. Da wird gehypt auf Teufel komm raus und jeder rennt hinterher. Ich auch. Aber bei mir stauben keine „wertvollen“ Flaschen in irgendwelchen Regalen vor sich hin und warten auf einen maximalen Gewinnerlös. Bei mir wird jede Flasche gleicht entkorkt und damit entwertet und dann geht das Genießen los. Also auf:
Diese Abfüllung eines Bunnahabhains wurde vom unabhängigen Abfüller Signatory unter dem schon seit einigen Jahren existierenden Label „Single Cask Seasons“ exklusiv für den deutschen Markt abgefüllt. Warum man für den Frühling nun ausgerechnet einen dunklen und schweren Bunnah ausgewählt hat, erschließt mir nicht wirklich. Ich bringe mit solchen Whiskys eher trübe düstere Herbsttage in Verbindung, an denen man sich über so einen satten kräftig würzigen Whisky im Glas freut. Da hätte für meinen Geschmack den „Autumn“ vom letzten Jahr – ein Glenlivet – besser gepasst.
Das Etikett wirkt für meinen Begriff ein wenig lieblos und billig wie an einem Heim-PC entworfen. Aber auf den Inhalt kommt es ja an. Und da stimmen zumindest schon mal die Eckdaten hoffnungsvoll.
Er reifte fast 12 Jahre in einem Sherry Fass und wurde ohne Farbe und Kühlfiltration mit 49,7% abgefüllt.
Aroma
Frisch eingeschenkt hat man erst mal florale Noten und Alkohol in der Nase, gefolgt von einer leichten Fruchtigkeit. Noch nicht wirklich ein typischer Bunnahabhain. Nach etwas Zeit im Glas kommt eine schöne Süße und würzige Eiche dazu, und dann in Ansätzen auch die typischen Meeresaromen, leichter Rauch, dunkle Früchte, insgesamt aber nicht ganz so komplex wie andere Bunnahabhains.
Geschmack
Und schon der erste Schluck kann begeistern! Ich habe sofort Papas qualmende Pfeife und seinen süßen würzigen Vanille-Tabak im Kopf, dazu kräftige Eiche, eine grandiose Süße, ein ganzer Fruchtkorb mit dunklen reifen saftigen Früchten, Rosinen, Trockenobst, Tiramisu, herbe Sherrynoten, die den Speichelfluss enorm anregen.
Abgang
Süße fruchtige und herbe holzige Noten kleben noch länger im Rachen, und der Rauch kommt noch mal etwas deutlicher zum Vorschein.
Kommentar
In der Nase ist er zunächst nicht besonders spektakulär, man vermisst ein wenig die sonst gleich vorhandenen starken maritimen Noten, die Bunnahabhain so einzigartig machen. Die kommen dann aber, wenn man ihm etwas Zeit gönnt. Auch der leichte Rauch und die typischen Früchte sind dann da.
Insgesamt wirkt dieser Bunnahabhain älter, als er ist. Das liegt wohl vor allem an den wunderschönen würzigen Tabaknoten und dem deutlich spürbaren Fasseinfluss der europäischen Eiche. Einzig der anfangs noch dominante Alkohol verrät, dass er dann doch noch relativ jung ist.