Inchgower 22yo DL, 51,5%

Whiskys von Inchgower huschten bislang immer unter meinem Radar hindurch – sehr zu Unrecht, wie ich jetzt gestehen muss. Originalabfüllungen dieser Speyside-Destillerie gibt es kaum, fast alles auf dem Markt stammt von unabhängigen Abfüllern. So auch dieser hier. Es handelt sich um eine 22jährige Single-Cask-Abfüllung aus einem Sherry Butt aus der Old Particular Reihe von Douglas Laing.
Ohne Farbstoff und ohne Kühlfiltration hat er noch kräftige 51,5% Alkohol. Dunkel und alt – sowohl die Rahmendaten als auch die Optik machen ihn fast unwiderstehlich. Und so blieb die Flasche nicht lange verschlossen.

 

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 Nase

Würzig-süße Malznoten und dunkler Rohrzucker fluten als erstes aus dem Glas. Flambierte gezuckerte Zitronen- und Orangenscheiben lassen den Speichel fließen. In Verbindung mit den aufkommenden Gewürzen wie Zimt und Nelken ist das alles äußerst delikat und die Vorfreude wächst. Backfplaumen im dunklen Schokoladenmantel und speckiges Leder ergänzen die typischen Sherryaromen, dazu alte muffige Holzdielen wie bei einer knarzigen alten Treppe lassen das schöne Alter dieses Inchgowers erahnen.

Gaumen

Warm und süß und mit einer ordentlichen Schärfe legt er los. Dunkler Tannenhonig mit viel würzigem Karamell und Demerarazucker, Trockenobst wie Pflaumen und Rosinen und frischer Pfeifentabak machen ihn zu einer typischen Sherrybombe. Scharf geröstete Espressobohnen und jede Menge altes Eichenholz legen den Mund zunehmend trocken, ohne ihn bitter wirken zu lassen. Herber dunkler Kakao und wieder viel Gewürz wie Muskat und Nelken fächern diesen Whisky aromatisch immer weiter auf. Ein paar Tropfen Wasser bringen dann eine erstunliche Orangenfrucht nach vorn, die ich vorher so nicht geschmeckt habe. Zudem wird er süßer und runder.

 

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 Abgang

Trotz des Alters und der Komplexität ist der Abgang deutlich kürzer als erwartet. Auch hier reihen sich die typischen Sherryaromen brav aneinander, altes Leder, Trockenobst, Rum-Rosinen und Karamell mit trockenen Gewürzen und viel altem Holz. Süßes frisches Malz hängt am längsten nach.

 

 Kommentar

Ein wunderbar gereifter Whisky, der sehr schön den Einfluss eines guten Fasses zeigt. Das Alter ist zu jeder Zeit offenbar, viel alte Würze und alles Typische, was ein Sherryfass so zu bieten hat. Er lag auch nicht zu lange im Fass, keine bitteren Noten stören hier – das macht ihn wiederum aber auch ein wenig austauschbar und unspannend. Ich mag Whiskys mit Ecken und Kanten, die ein wenig provozieren und aus der Masse herausstechen. Das bietet dieser Inchgower kaum. Was ihn aber natürlich keinesfalls zu einem Langeweiler macht. Ein Whisky zum Genießen und Schwelgen – überaus empfehlenswert.

 

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3 Gedanken zu “Inchgower 22yo DL, 51,5%

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