Sind wir nicht alle ein bisschen Bunna?
Hört man Islay, hat man sofort Rauch, kräftige Meeresaromen und die drei üblichen Verdächtigen von der Südküste vor Augen bzw. in der Nase. Dass Islay’s Whiskywelt nicht nur aus Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg besteht ist jedem klar, der sich intensiver mit Whisky beschäftigt. Und nicht jeder, der laut schreit, macht auch den besten Whisky.
Die Destille Bunnahabhain hält sich in Sachen Marketing mit viel Understatement zurück. Sie haben ihre eingeschworene Fangemeinde (die alles andere als klein ist!) und setzen eher auf gewohnte Qualität als auf marktschreierische Strategien mit aufwendigen Video-Spots, schicke Designs oder superduperlimitierte (und nicht selten maßlos überteuerte!) Mega-Special-Hype-Abfüllungen. Nicht, dass die lauten Inselbrüder schlechten Whisky herstellen – mitnichten! – aber die stille Art von Bunnhabhain ist mir da irgendwie sympathischer.
Außer einer Handvoll Standards und einigen Sonderabfüllungen für den Travel-Retail gibt es von Bunnahabhain nicht viel auf dem Markt. Dafür gibt es viele zum Teil ganz hervorragende Flaschen von unabhängigen Abfüllern.
Diese 18jährige Standard-Original-Abfüllung ist – wie alle Abfüllungen von Bunnahabhain – nicht gefärbt und nicht kühlfiltriert und hat die üblichen 46,3% Alkohol.
Aroma
Bereits in der Nase ist dieser Bunnahabhain ein Statement! Fett und vollmundig sind alle Aromen sofort präsent. Intensive dunkle weiche Trockenfrüchte, herb-saure Orangenschalen, eingelegte Rosinen, kräftige salzige Meeresluft – als stünde man bei starkem Wind auf Deck einer wankenden Fähre und die Gischt spritzt einem ins Gesicht! Speckige Würze, von weiter entfernt weht etwas Rauch heran und eine schöne muffige Holznote wie aus einem frisch geleerten Fass.
Geschmack
Auch im Mund spürt man sofort die Nähe zum rauen Meer, neben einer würzigen Salznote dominieren dunkle Eichenaromen, süßer Pfeifentabak, wieder die saftigen Trockenfrüchte – vor allem Pflaumen und Aprikosen, Rosinen, der Rauch ist stärker als in der Nase,
Abgang
Leichter süßer Rauch, herbe Eiche und die schöne Süße setzen sich auch im sehr langen Abgang fort. Dazu kommen nach etwas Zeit noch eine Art Erdbeerbowle und Lakritze.
Kommentar
Der 12jährige von Bunnahabhain ist schon ein Klassiker und mit seiner für das Alter bereits beeindruckenden Komplexität ein ausgewogenes Gegenstück zum wilden Süden der Insel Islay.
Dieser 18jährige legt noch mal einiges an Komplexität obendrauf und alles kommt hier noch ein deutliches Stück gereifter, nuancierter und irgendwie erhabener daher. Das ist einer dieser Whiskys, die Einen mit einem Gefühl der Dankbarkeit zurücklassen, an so einem Erlebnis teilhaben zu können.