Ben Nevis McDonald’s Traditional, 46%

Originalabfüllungen von Ben Nevis sind rar gesät. Die Brennerei produziert hauptsächlich für Blends, vor allem für die eigenen. Und eine Menge Sprit geht auch nach Japan zur Mutterfirma, um dort die Whiskys von Nikka aufzupeppen. Neben einigen inzwischen selten und teuer gewordenen älteren Abfüllungen ist nur eine zehnjährige Standardabfüllung verfügbar. Daneben gibt es eine schier unüberschaubare Auswahl von unabhängigen Abfüllern.

Dieser Ben Nevis wurde zum 185. Destillerie-Jubiläum herausgebracht und diese Kreation soll an die Ursprünge der Whisky-Brennerei erinnern und geschmacklich an die alten Whiskys angelehnt sein, die damals in den Pubs als Dram ausgeschenkt wurden. Whisky-Geschichte auf Flaschen gezogen. Schon das Etikett ist den ganz frühen Abfüllungen von Ben Nevis entlehnt und sieht wunderbar altmodisch und antik aus.
Ein Alter fehlt – ob das auch den Traditionen geschuldet ist, denen Geschmack und Verfügbarkeit von Whisky wichtiger waren als ein Alter? Who knows. Laut inoffiziellen Infos sollen aber auch richtig alte Fässer ihren Weg in diese Abfüllungen geschafft haben.

Die Eckdaten klingen zumindest nicht schlecht: mit 46% abgefüllt und nicht kühlfiltriert. Ob Farbstoff eingesetzt wurde, ist nicht ganz klar. Falls nein, ist die Farbe jedenfalls vielversprechend.

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 Aroma

Sofort hab ich die für Ben Nevis so typische tiefdunkle Schokolade mit geröstetem Kakao in der Nase – unverwechselbar. Dann drängeln sich feiner Rauch und kräftige fruchtige Sherrynoten nach vorn. Eine ölig-salzige Würze, brauner Rohrzucker, ein Hauch von Eiche, Zimt und ein paar herbe Zitrusnoten – am ehesten Orangenschalen – runden das komplexe Bild ab.

 Geschmack

Der Antritt ist heftig – deutlich mehr Rauch am Gaumen und kräftiger Alkohol. Eine sämige Süße aus Demerara-Zucker und karamellisierten Nüssen, würziges Fruchtkompott, frisches Leinöl und reife Pfirsiche schwemmen aromatisch über die Zunge. In der Nase nur schwach wahrnehmbar, werden muffige Eichennoten und bittere Tannine hier immer dominanter.

 Abgang

Im mittellangen Abgang dominieren hauptsächlich der Rauch mit einer aschigen Bitterkeit, trockene Holztöne, Grapefruits und etwas süßes Sherryaroma.

 Kommentar

Ich weiß nicht, wie Whisky aus den guten alten Zeiten schmeckt, denn das soll dieser Ben Nevis ja widerspiegeln. In der Nase ist er jedenfalls komplex und schon ziemlich „anders“ und neben den typischen Merkmalen gibt es viel Neues zu entdecken. Im Mund sehr vollmundig und für einen Ben Nevis mit ungewöhnlich viel Rauch. Er hat kein Alter, aber es kursieren Gerüchte, dass er sechs Jahre alt sein soll. Die dominanten Eichennoten zeugen aber von deutlich älteren Fässern, von denen hier nicht wenige enthalten sein müssen.

Ich finde ihn spannend und für einen Ben Nevis sehr ungewöhnlich. Im Abgang ist er mir einen Tacken zu bitter, aber das trübt den schönen Gesamteindruck nur minimal. Eine sehr gelungene Spezialabfüllung, die dem runden Geburtstag der Destille absolut gerecht wird – und verglichen mit den maßlos gehypten und überteuerten Jubiläumsabfüllungen diverser Islay-Brennereien kommt diese hier angenehm leise und würdiger daher. Sehr sympathisch!

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