Teeling Single Pot Still Batch 1, 46%

Da steht ein Stück Geschichte vor mir auf dem Tisch. Der erste offizielle Whiskey aus Teeling’s neuer Destillerie in Dublin. Als ich im Herbst 2015 beruflich in Irland war, begann man dort, den ersten Whiskey zu produzieren. Nun steht er vor mir.
Teeling ist inzwischen eine der bekanntesten Whiskey-Marken Irlands. Aber alle bislang erschienenen Whiskeys unter diesem Namen waren Abfüllungen aus dem großen Bestand an Cooley-Whiskey, den sich John Teeling nach dem Verkauf der 1987 von ihm gegründeten Cooley-Brennerei 2011 an Jim Beam sichern konnte. Damit wurde der Bau der neuen Destillerie finanziert. Und  nun gibt es den ersten „echten“ Teeling.
Die ersten Flaschen mit neuem Teeling-Whiskey erreichten bei Auktionen Rekordsummen in Höhe von 10.000 Pfund, die John Teeling für karitative Einrichtungen spendete.
Jetzt gibt Teeling mit dem Batch #1 auch dem Otto Normalwhiskytrinker die Gelegenheit, Anteil an der Geschichte der Brennerei und dem boomenden und immer undurchschaubareren irischen Whiskeymarkt zu nehmen.
Anders als die bisherigen Abfüllungen von Teeling handelt es sich nicht um einen Single Malt. Teeling entschied sich, mit der neuen Brennerei die alte Tradition des Pot-Still-Whiskeys fortzuführen, die aus den einst erhobenen hohen Steuern für gemälzte Gerste entstand. Dafür verwendet Teeling 50% gemälzte und 50% ungemälzte Gerste. Diese Mischung wird dann in traditionellen Kupfer-Brennblasen gebrannt.
Dieses erste Batch reifte in drei verschiedenen Fassarten: in ehemaligen Bourbon-Fässern, in Sherry-Fässern und in Virgin-Oak-Fässern. Abgefüllt wurde der Whiskey ungefärbt und ohne Kühlfiltration mit 46% Alkohol. Dieses erste Batch mit insgesamt 6000 Flaschen erschien ausschließlich in Irland, kann aber über Online-Shops auch bestellt werden.

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  Nase

Kühlende Minze, eine frische milde Honigsüße und würzige Fruchtigkeit steigen aus dem Glas, vor allem Aprikosen, unreife Bananen und zerdrückte helle Weintrauben. Schöne saure Aromen von frisch geschälten Zitronen und grünen Äpfeln. Dazu eine ordentliche Portion Vanille und Anklänge eines alten verbeulten stumpfen Zink-Eimers, der die Jugend unzweifelhaft verrät. Eichenaromen der verschiedenen Fässer vermag ich nicht mal im Ansatz zu erkennen.

 Geschmack

Wärmend und pfeffrig legt er mit einer süßen Pottstill-Würze los, die hier aber noch derb, unreif und etwas speckig daherkommt. Florale Noten einer Blumenwiese mit Veilchen und Lavendel wechseln sich mit herben Quitten und Zitronen ab, und hier habe ich auch tatsächlich schon schöne würzige Eichennoten, die mit trockenen herben Aromen der Süße ordentlich Paroli bieten.

 Abgang

Erwartungsgemäß nicht sonderlich lang bietet der Abgang in erster Linie herb-süße Grapefruits, etwas Vanille und schöne Espresso-Röstaromen vom Eichenholz.

Kommentar

Man kann bei knapp drei Jahren Reifezeit natürlich keine Ausgeburt an Komplexität und Tiefe erwarten. Aber mit solchen Erwartungen nähert man sich diesem Teeling auch nicht. Sondern man nimmt ganz bewusst Teil an einem durchaus bedeutenden Stück lebendiger irischer Whiskey-Geschichte.
War der Name Teeling bislang ausschließlich mit Destillaten anderer Brennereien, vornehmlich Cooley’s, verknüpft, die nach dem Verkauf noch immer in den Lagerhallen von John Teeling ruhen, so hat man mit dieser Flasche den allerersten originären Teeling aus Dublin im Glas, hergestellt nach der irischen Whiskey-Tradition.
Und ich finde ihn trotz aller jugendlichen Unreife schon aussagekräftig genug, um in Zukunft sehr würzige und volumenreiche Whiskeys aus Dublin erwarten zu können. Ich bin schon sehr gespannt. Zumal wir auch hier spannende Fass-Experimente erwarten dürfen.

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