Was die „Großen“, sprich Single-Malt-Produzenten können, kann JW schon lange – Experimentieren! Blender‘s Batch nennt sich das Ergebnis und bislang gab es aus dieser Reihe einen Blend mit Rum-Finish und einen mit einem Finish in ehemaligen amerikanischen Rye-Whiskey-Fässern. Nicht wirklich originell und eigentlich ein alter Hut, klingt die neueste Veröffentlichung aber interessant: man verwendet Whiskys, deren Malz während des Trocknens extra lange geröstet wurde und nannte die Abfüllung passend Espresso Roast. Und das alles zu einem sympathischen kleinen Preis von um die 20 EUR für eine 0,5 Liter Flasche. Dieser Blend wurde auch mit einem etwas höheren Alkoholgehalt von 43,2% abgefüllt. Dass er gefärbt und kühlfiltriert ist, dürfte bei JW selbstredend sein.
Nase
Die erste Assoziation, die sich mir aufdrängt, sind eine Handvoll rostige Nägel und muffige Erde – blechern und schroff kommt die Nase erst mal daher. Nach etwas Zeit im Glas hab ich dann milde getoastetes Eichenholz, süße cremige Vanille, etwas Bohnerwachs, typische sahnig-buttrige Grain-Noten und herbe dunkle Schokolade mit gerösteten Haselnüssen. Alles durchaus komplex und tief. Von Espresso aber erst mal nix.
Gaumen
Wieder gleich herbe tiefdunkle Bitterschokolade, Vanillesoße, und dann ja – aromatisch geröstete Kaffeebohnen und furztrockenes angekokeltes Eichenholz, dass es einem die Speicheldrüsen zuschnürt. Immer bitterer werdend sucht man verzweifelt nach etwas Süße und Frucht, und wird dann mit ein wenig heller Birne in Vanillesoße zum Glück noch fündig.
Abgang
Der Abgang ist so kurz wie ein idealer Espresso zum Durchlaufen braucht – nicht viel länger als 24 Sekunden und der Spuk ist vorbei, noch bevor ich so richtig definieren kann, was da so alles nachhängt. Aber okay, etwas süße Vanillemandeln, Kakao, etwas Eiche und vor allem Heu spürt man durchaus.
Kommentar
Man sollte von diesen „Experimenten“ bei JW keine Aha-Erlebnisse erwarten. Sie tanzen etwas aus der Reihe und man bekommt einen soliden Blend mit interessanten Schoko- und Kaffeenoten, ja. Aber eben nicht viel mehr. Um süffig zu sein, ist alles irgendwie zu herb und zu schnell vorbei. In Cocktails und Mixgetränken aber sicher interessant.