Irischer Single Malt Whiskey hat es noch recht schwer auf dem Markt – zu übermächtig ist die Konkurrenz des Nachbarn Schottland. Viele politische Umbrüche und wirtschaftliche Rezessionen der letzten Jahrzehnte zwangen die meisten der irischen Destillerien zur Aufgabe. Einige wenige blieben übrig und stellten die namhaften – meist blended – Whiskeys her. In den letzten Jahren aber tat sich einiges auf dem irischen Whiskey-Markt. Immer mehr neue Destillerien und Abfüller wie Teeling, Glendalough oder eben Hyde drängen auf den Markt und versuchen, dem irischen Nationalgetränk seinen verdienten Platz in der Welt wieder zu geben.
Einer dieser Abfüller sind die Hibernia-Distillers, zwei Brüder, die Single Malt Whiskey aus der Cooley-Destillerie in eigene Fässer abfüllen und ihnen nach zehn Jahren in First-Fill-Bourbon Casks verschiedene Finishes angedeihen lassen. Der Hyde No. 1 erschien Mitte 2015 und reifte in ausgesuchten frischen Oloroso-Fässern nach. Ende 2015 folgte dann der Hyde No.2, der in Dark Rum Fässern nachgereift wurde. Und im Frühjahr 2016 soll dann mit Hyde No. 3 ein sechsjähriger Single Grain Whiskey folgen.
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Aroma:
Blüten-Honig, tropische Früchte, Marzipan, dezente ledrige Würzigkeit, leichte Salzigkeit, Eiche, Vanille, Spuren von Karamell
Geschmack:
eine warme, vollmundige und starke Süße breitet sich aus und der Alkohol ist kräftig, wieder eine schöne Würzigkeit, süße reife Früchte, süßer Pfeifentabak
Abgang:
mittellang mit einer holzig-würzigen Süße und einem tropischen Kick im hinteren Gaumen.
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Die Hyde-Brüder lassen alle verwendeten Fässer extrem stark ausbrennen – Alligator #5 – und das gibt einerseits einen relativ weichen Charakter, weil die verkohlte Fassschicht wie ein Holzkohlefilter wirkt, andererseits kann der Whiskey durch die entstandenen Risse tiefer ins Fassholz eindringen und schöne würzige Eichennoten aufnehmen. Im Mund ist er wunderbar süß, hat einen sehr vollmundigen Antritt mit kräftigem Alkohol und ein ganzer Fruchtkorb an tropischen Früchten öffnet sich. Eine leichte Trockenheit sorgt für einen spannenden Gegenpol. Der Abgang ist nicht allzu lang geraten, einzig ein leicht rauchiges Aroma der ausgebrannten Fässer und etwas fruchtige Rum-Süße bleiben länger kleben.
Im direkten Vergleich finde den Hyde No.1 mit Olrorso Sherry Finish deutlich komplexer, runder und ausgewogener. Dem No.2 fehlt da der gewisse Kick.
83/100