Connemara Turf Mór, Peated Irish Whiskey, 58,2%

Nach einem fünfwöchigen beruflichen Aufenthalt in Galway hab ich mein Herz nicht nur an die wunderschöne Insel verloren, sondern auch der irische Whiskey hat seitdem bei mir einen dicken Stein im Brett – was wohl in erster Linie den netten Abenden in meinem Lieblingspub geschuldet sein dürfte…
Der Connemara ist der einzige rauchige irische Single Malt Whiskey und wird in der Cooley-Destillerie südlich von Dublin produziert. Anders als die typischen irischen Whiskeys ist der Connemara statt drei- nur zweimal in Pot Stills destilliert und er kommt damit seinen schottischen Verwandten rein produktionstechnisch ziemlich nahe.
Der Turf Mór ist nun noch etwas ganz besonderes: er ist „aus Versehen“ passiert. Cooley mälzt und trocknet die Gerste nicht selber – wie mittlerweile die meisten Destillerien -, sondern sie kaufen sie fertig an (beim Connemara wird gemunkelt, dass die rauchige Gerste gar aus Schottland importiert wird) Der normale Connemara ist nur leicht rauchig und zur Herstellung mischt man deshalb rauchige Gerste mit nicht-rauchiger Gerste, um einen milden Rauchgeschmack zu erreichen.
Bei einem Produktionsgang nun wurde dann angeblich eine Charge ungetorftes Malz verwechselt und man mischte zwei rauchige Gersten miteinander und erhielt dann ein stark rauchiges Destillat. Anstatt es nun zu verwerfen, gab man diesem „missglückten“ Batch den schönen irisch-gälischen Namen Turf Mór, der soviel wie „Großes Torfmoor“ bedeutet, und hatte damit eine stark limitierte Special Edition kreiert – es blieb bislang leider der einzige Unfall dieser Art bei Cooley.
Der Turf Mór hat keine Altersangabe und er soll nicht älter als die vorgeschriebenen drei Jahre sein. Er ist nicht gefärbt, nicht kühl-filtriert und wurde in Fassstärke abgefüllt.

* * *

Aroma:

Zitrusfrüchte, zurückhaltender weicher Rauch, nichts phenolisches, malzige Süße, frisches Heu, dominanter Alkohol, mit Wasser kommt noch mehr Süße und eine leichte Würzigkeit,

Geschmack:

süßer leicht kratziger Rauch, deutlicher als in der Nase, Vanille, Eiche nur in Ansätzen, die Süße und eine grasige Fruchtigkeit sorgen für Speichelfluss

Abgang:

die Süße und die Würzigkeit verfliegen schnell, der schöne Rauch bleibt erwartungsgemäß etwas länger haften, eine leichte metallische Note ist auch in Ansätzen spürbar, und auch das typisch irische „Schmieröl“ ist ganz leicht wahrnehmbar.

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Fazit:

Der Turf Mór ist ein kräftiger, komplexer Whiskey mit einer ganz eigenen mild-süßen Rauchnote, die ich so bei noch keinem der vielen rauchigen Schotten hatte. Aber diesem Connemara hätte eine längere Reifung richtig gut getan! Schon die helle Farbe zeigt, dass er nicht länger als nötig in Fässern verbracht hat. Die leider nur in Ansätzen vorhandenen Potentiale hätten sich in einem guten Fass richtig entwickeln können. Gerade im Mund sind die Aromen zwar komplex, aber entwickeln sich nur zurückhaltend und mehr zusätzliche Würze aus dem Eichenfass hätte das alles noch schön abgerundet.
Der kräftige Rauch ist wunderbar weich und sehr schön ins Gesamtbild eingebunden. Der Turf Mór ist bei weitem nicht das Rauch-Monster, als das er oft beschrieben wird! Keine Spur von den echten Rauchbomben der nahen Insel Islay – hier knistert ein schönes rauchiges Kaminfeuer und brennt keine Fischhalle ab.

Warum man diesen „Unfall-Whiskey“ derart jung abgefüllt hat, verstehe ich nicht. Gerade so ein Einzelstück hätte man zu einem wunderbaren irischen Vorzeige-Whiskey ausbauen können! Chance leider vertan.

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